Mulapen im Morgenlicht |
Warum Mulapen? Dieses Wort bedeutet nichts anderes als "Maul offen" und ist ein gängiger Begriff im regionalen Sprachgebrauch. Warum aber dieser ungewöhnlicher Giebelschmuck? Zunächst einmal muss man die Gebäudetypen erwähnen: Die Hallenhäuser waren Bauernhäuser in einer Kombination aus Stall und Wohnhaus, so dass Tier und Mensch ein Dach teilten. Jedoch hatten diese Häuser noch keinen Schornstein und so musste der Rauch der Feuerstellen über das "Eulenloch" an der Giebelseite abziehen. Hier ein Hallenhaus (mittlerweile mit Schornstein), welches gerade einem Reet-Austausch unterzogen wird...
Hallenhaus mit Schronstein |
Um Dämonen keinen Einlass in das Haus zu gewähren und sie abzuschrecken, brachten die Bauern in früheren Zeiten echte Pferdeköpfe am Giebel an. Diese alte Tradition hat sich über die Jahrhunderte gehalten, mit dem Unterschied, dass nun ein Holzschmuck als Symbol verblieben ist: Die Pferdeköpfe mit dem Kopf nach außen schauend (sehr selten nach innen) und mit dem offenen Maul, Mulapen eben...
gekreuzte Köpfe und das Eulenloch |
Diese Tradition hat sich erhalten und ist ein typisches Beispiel für die Architektur auf dem Lande. Immer wieder fallen sie Gästen und "Erst"-Besucher der Region rasch auf, sind sie doch schon von Weitem zu sehen und die Fragen nach Sinn und Zweck sind rasch gestellt. Die Antwort ist rasch zur Hand:
Früher dienten sie mehr dem Zwecke, heute sind sie eher Schmuck...
Mulapen im Wolkental |
Für mich sind sie in erster Linie ein interessantes und immer gern gewähltes Motiv, dass ob nun fotografiert und "nur" betrachtet stets eine innere Ruhe der Häuser ausstrahlt, denn obwohl das Pferd ein Fluchttier ist, erscheint mir dieses Symbol auf den Dächern der wohlgeformten Bauernhäuser eher für Beständigkeit als für Flucht zu stehen. Leider hält die Landflucht weiter an und viele alte Hallenhäuser sind schon verfallen bzw. abgerissen. Dennoch finden sich Liebhaber, die mit viel Mühe und Zeit wieder Leben in die Häuser bringen. Und meist sind es auch die Vögel, die sich zwischen Reet, Holz und Lehm zu Hause fühlen...
im Angesicht des Pferdes |